Früher in meinem Leben war es für mich so, dass ich mich von den Gewohnheiten und Strukturen meiner Erziehung leiten ließ. Ich hielt es damals für richtig, war ich es doch so gewohnt. Dass es im Leben noch mehr und größere Zusammenhänge gibt, auch dass ich die Richtung selbst verändern kann, erkannte ich erst mit der Zeit. 

 

Es wurde mir langsam bewusst, dass ich während meiner Kindheit und Jugendzeit kaum etwas positives in meinem Leben erfuhr. Außerdem waren die Menschen um mich herum damals so sehr im Außen und mit Arbeiten beschäftigt, dass sie sich keine Zeit für schöne und freudvolle Dinge nahmen. So wunderte es mich im Nachhinein auch nicht, dass es mir an Freude und Leichtigkeit fehlte. Aus heutiger Sicht fühlte sich mein Leben damals mehr Tod als lebendig. Und genau diese Erfahrung spürte ich sehr schmerzhaft an meinem eigenen Körper. 

 

Dies war der Beginn die Verantwortung für mein eigenes Leben zu übernehmen. In den vergangenen Jahren fing ich deshalb mehr und mehr an diese alten, konservativen und unguten Sichtweisen zu hinterfragen, um sie in eine neue, fröhliche, liebevolle Richtung zu lenken. So transformierte ich auf der einen Seite Schritt für Schritt leidvolle und negative Gefühle aus meiner Vergangenheit, auf der anderen Seite füllte ich ganz bewusst mein Leben mehr mit schönen Dingen und Erlebnissen, die mir Freude machen. Auch entschied ich mich meine Gedanken, Worte und Handlungen immer achtsamer und liebevoller zu wählen. 

 

Mit der Zeit veränderte sich dadurch mein Leben auf sehr positive Weise. Eine bisher nicht gekannte Verbindung und Tiefe zu meinem Herzen fing an sich zu entwickeln, je mehr es mir gelang Negatives aus meiner Vergangenheit in Gutes zu verwandeln. Ich habe gelernt wieder das Schöne zu sehen, wahrzunehmen und mich daran zu erfreuen. Aus meiner Erfahrung ist dies für mich heute der Schlüssel, um wahres Glück und Erfüllung im Leben erreichen zu können. 

 

Es liegt an uns wie lange wir anderen die Macht über unser eigenes Leben geben, uns hinter anderen verstecken wollen. Ständig können wir Ausreden finden, ja weil Oma Frieda dies gesagt hat, Opa Müller jenes gemacht hat, mein Partner so ist, deshalb finde ich immer wieder einen Vorwand, nur um mich nicht um mein eigenes Leben verantwortungsvoll kümmern zu müssen. Und wenn wir dann am Ende unseres Lebens angekommen sind, haben wir uns zu viel um andere gekümmert oder nach anderen ausgerichtet und vergessen wer wir selbst sind, vergessen uns zu leben. Sorry, vertan auf was wir Lust hatten, was uns zum Lachen brachte, woran wir Freude hatten, was wir gerne anschauen wollten, wen wir gerne treffen oder besuchen wollten, zu singen, tanzen, lustig, fröhlich zu sein…

Vielleicht im nächsten Leben?

05. Juli 22